So nun ist es soweit, dies wird mein voraussichtlich letzter Blogeintrag aus Fidschi werden. Ich weiße schon einmal daraufhin, dass dieser Eintrag höchstwahrscheinlich einer der längsten bzw. der längste Eintrag bisher werden wird. Daher bitte ich um Geduld, oder wem es zu anstrengend ist einfach weiterblättern. Ich hoffe auch ich werde es noch einigermaßen übersichtlich hinbekommen.
Als erstes aber erstmal, altgewohnt und wie jede gute Serie anfängt, was bisher geschah :):
Der erste wirkliche Abschied ist gekommen, meine Gastmutter hat in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag Suva verlassen, um nach Honiara zu fliegen (Salomonen). Sie wird erst rund eine Woche nach meinem Abflug wieder Suva erreichen, daher werde ich sie nicht mehr sehen.
Am selbigen Abend ging es noch mit Kent, Kathi und Miyu (UN-Volunteers bzw. Arbeiter) zum Abschiedessen von Kathi. Sie wird ebenfalls Fidschi nach rund 2 Monaten verlassen und schon am Dienstag nach Suva aufbrechen, allerdings fliegt sie erst 3 Tage nach mir zurück in die Staaten.
Am Donnerstag hat mich Kent auch einmal zu unseren Übungsstunden begleitet, der Arme wurde auch gleich ziemlich hart rangenommen. Ich denke an diesem Abend konnte er einige Muskeln spüren, wo er vorher nicht einmal wusste dass er sie hat. An diesem Tag hatte ich auch erfahren, dass meine Gruppe nun für ein Resort in Nadi angeheurt wurde. Das bedeutet geregeltes Einkommen und ein Stückweit Zukunfts- und Planungssicherheit (2 relative Fremdwörter hier in Fidschi).
Freitag war dann relativ unspektakulär, da wieder einmal der Streichteufel unterwegs war. Ursprünglich war es geplant mit Jenis und Jennifer zu einer indischen Hochzeit zu gehen, allerdings wurde dies 3 Stunden davor wieder gestrichen. Tja Leider :(.
Am Samstag früh hieß es dann zu einer rotumanischen Versammlung zu gehen in der rotumanischen Kirche. Meine Gruppe hatte hier einen Auftritt. Hier muss ich leider sagen, dass ich erstmals in Fidschi verschlafen habe. Und wie der Zufall es so wollte wurde ausgerechnet an dem Tag erstmals eine Veranstaltung pünktlich in Fidschi begonnen. Ja wenn es schief läuft dann so richtig :). Aber ich war rechtzeitig zur Buffeteröffnung anwesend *g*. Was mich erstaunt hat war das Laudan (eine der Tänzerinnen) von sich aus mir alles erklärt hat was abläuft und warum die Rotumanen gerade alles so machen. Bisher musste ich eigentlich immer alles aus der Nase herausziehen und meinen Weg durch alle Halbwahrheiten schlagen, um auf den Pfad der Erleuchtung zu finden. Also mal eine nette Abwechslung alles auf dem goldenen Tablett serviert zu bekommen.
Danach hieß es erstmal Siesta machen, um dann abends kurzfristig auf eine Geburtsagsfeier eingeladen zu werden. Geburtsagsfeier, wenn nicht der 1., 18. oder 21. bedeutet in Fidschi aber lediglich, packt die Tanoa (Kavaschüssel) aus und mixt was das Zeug hält. Naja ich fühlte mich an Galoa zurückerinnert, es wurde gesungen, Karten gespielt und Kava getrunken. Mit dem Unterschied das aber viel geredet wurde und darüber spekuliert wurde wie man mir einen würdigen Abschied bereiten kann. Naja ich lass mich überraschen, es kann sicherlich auch passieren, das nichts passiert. Erwartungen sind der erste Schritt zu Enttäuschung, dass muss man hier leider wirklich immerwieder sehr schmerzlich erleben ;). Achja zum Geburtstagskind, es verließ bereits nach 1-2 Stunden die Feierlichkeiten, das ließ den Kavarunden aber keinen Abbruch bescheiden, im Gegenteil es wurde noch nachgekauft.
Zum Sonntag lässt sich noch so viel sagen, dass ich mich mit Kent und 2 anderen Japanern zum Tennis spielen verabredet habe. Nachdem wir uns in der Mittagssonne 1 stunde die Bälle um die Ohren gehauen haben, waren wir auch genügend ausgepowert. Auch wenn hier in Fidschi derzeit Winter und der kälteste Monat ist heißt das wirklich nichts, oder würdet ihr 25 Grad Mindesttemperatur als Winter bezeichnen? Heute ging es auch wieder über die 30.
Ja das war dann der letzte Sonntag, heute habe ich noch schnell die letzten Sache eingekauft und auch mein Busticket für Donnerstag gekauft. Der abschied an für sich wird also langsam wirklich real und greifbar. Dazu habe ich auch langsam damit begonnen zu packen und überlege was ich wem hierlasse.
Nun habe ich mir noch überlegt wie ich am Besten den letzten Eintrag abschliessen kann. Ich denke es ist am Besten abzuschliessen in der Form eines Interviews. Um es nicht zu einem Selbstgespräch werden zu lassen, ist die rasende Reporterin Karla Kolumna auf einem Charterflug vorbeigekommen ;).
Karla: "Herr Eichhorn..."
Ich: "Sie dürfen Falk sagen."
Karla: "Ok Falk oder sollte ich besser Frank sagen ihren normalen Namen hier in Fidschi, ich bin Karla. Wie fühlen sie sich nach fast 11 Monaten in Fidschi? Schauen sie voraus wieder nach Deutschland zu kommen oder würden sie gerne länger bleiben?"
Ich: "Ja wie ich mich fühle, ist ein wenig komisch zu beschreiben. Man hat sich irgendwie an Suva gewöhnt, an seine Menschen und an das Verhalten, was bisweilen ziemlich skuril ist für Leute von Übersee. Vielleicht bekomme ich eher einen Kulturschock wenn ich wieder in Deutschland bin und werde erst dann merken wieviel ich hier mitbekommen habe. Es wird sicherlich wieder komisch sein, das die Leute auch so handeln nachdem was sie sagen und nicht nur mit leeren Floskeln um sich schmeißen. Aber alles in allem freue ich mich auf zu Hause und kann es kaum erwarten :).
Daher auch auf die Frage ob ich länger bleiben möchte, ein klares nein. Rückblickend muss ich sagen, 1 Jahr ist ziemlich lang, aber vielleicht auch notwendig um alles verabreiten zu können und mit der neuen Kultur umgehen zu können. Ich trauere eher ein wenig dem nach dass ich nicht früher die Leute hier in Suva kennen gelernt habe, aber wie sagt man so schön, lieber spät als nie :)."
Karla: "Sie wollen also lieber die Erfahrung auf Galoa missen und zukünftigen Leuten mehr Suva empfehlen?"
Ich: "Hmm das ist eine interressante Frage. Also es ist sicherlich in Suva leichter sich einzuleben. Die Leute haben mehr Erfahrung mit fremden Kulturen, man hat Strom, ein Handynetz und fliessend Wasser. Aber das ist nicht wirklich wichtig würde ich sagen. Ich kann sagen die Erfahrungen auf der Insel haben mich sicherlich geprägt. Bekanntlich lernt man ja aus den schlechten am meisten. Ich denke die wichtigste Erkenntnis daraus ist, es kommt weniger auf den Bildungsstand eines Menschen an (auch wenn Bildung sicherlich wichtig ist), vielmehr kommt es auf sein Herz an. Hier in Suva hatte ich auch mit vielen "ungebildeten" (damit mein ich nicht dummen") Menschen zu tun, die aber ein freundliches Herz hatten. Wenn aber das Herz verdorben ist gemixt mit Unwissenheit, dann wird es schwierig mit dem Menschen umzugehen.
Ausserdem lernte ich während der Zeit jede kleine Geste umso mehr zu schätzen."
Karla: "Also sagen sie damit, man kann auch auf einer Müllkippe glücklich werden, insofern die Menschen um einen herum freundlich sind?"
Ich: "Ja so in der Art."
Karla: "Was hat sie denn am meisten gestörrt während ihrer Zeit in Fidschi?"
Ich: "Ich glaube das Wort tradition. Das kann ich leider echt nicht mehr hören. Überall wurde es als Entschuldigung verwendet, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Und wenn Tradition als Grund benutzt wird sich nicht persönlich weiterzuentwickeln und im Gegenteil mehr und mehr zu verrohen, dann hört das Verständiss auf. Leider sind viele Traditionen hier auch gar keine Traditionen, sondern einfach Hirngespinste die sie sich erdacht haben, um ihr Leben zu vereinfachen.
Für mich selber sehe ich Tradition zwar wichtig an, aber wenn man sich Traditionen genauer anschaut, seien sie auch noch so alt, so waren sie doch zu einem gewissen Zeitpunkt ein Fortschritt in der Gesellschaft. Daher ist jede tradition ein Fortschritt und sollte nicht dazu dienen denselben zu behindern, da sie zu Beginn selber innovative Neuheiten waren."
Karla: "Was war das schönste Erlebnis?"
Ich: "Hmm schwer zu sagen, da gab es sicherlich sehr viele. Mir hat es Spaß gemacht zwischenzeitlich auf Jobsuche zu gehen, in einem fremden Land eine total neue Erfahrung, noch dazu nicht inder Muttersprache. Oder das Fischen wenn ich auch leider nur 4mal war. Das Outer Riff war auch spektakulär oder die Auftritte oder einfachen Übungen mit Rako. Ich kann mich da nicht genau festlegen."
Karla: "Ok danke, wie würden sie denn das Leben in Suva beschreiben? Ist es eher sicher?"
Ich: "Also wenn man sich daran gewöhnt hat das jeden Tag ca. 20 Jumbojets im Zimmer landen, dann ist es eigentlich ganz ok (Anm. d. R. Busse die vor dem Haus langfahren). Die Fahrweise hier in Fidschi muss man wirklich loben. Verglichen mit anderen Ländern, ausgenommen Deutschland, fahren sie wirklich gut und halten sich sher gut an Straßenregeln.
Was die Sicherheit angeht, kann ich nur von mir persönlich reden. Ich fühle mich sicher hier in Suva. Ich bin auch des öfteren allein nachts durch die Straßen gelaufen ohne das etwas passiert ist. Allerdings würde ich das nicht für Frauen empfehlen, da ist ein Taxi immernoch die sicherste Variante."
Karla: "Hat dich das Leben hier verändert?"
Ich: "Ich denke das sollten andere beurteilen, ich würde eher sagen es hat mich geprägt."
Karla: "Wie würdest du den typischen Fidschianer beschreiben?"
Ich: "Hmm ohne einen Stereotypen heraufzubeschwören, aber um das Gefühl am besten herüberzugeben. Kauft eine fahrbare Wand, malt ein Gesicht mit einem fetten Grinsen darauf (Bulasmile) und bindet an einen Strick 2 bewegbare Augenbrauen. Dann redet mit der Wand und bewegt die Augenbrauen. Dann bekommt ihr das Gefühl wie es hier ist. Das soll nicht hart klingen, aber wenn man sich daran gewöhnt hat lernt man das leben hier zu schätzen."
Karla: "Ok danke ein bildicher Vergleich. Vielleicht abschliessend noch eine letzte Frage. Würdest du weltwärts wieder machen?"
Ich: "Ein klares Nein. Also ich möchte damit sagen, einmal ist wirklich genug. Ich möchte das Jahr nicht missen, aber noch einmal unentgeldlich zu arbeiten und in einer Gastfamilie untergebracht zu werden, das muss nicht sein, auch wenn die letzten 3 Monate wirklich besser waren als die ersten. Letztendlich möchte ich jetzt langsam auf eigenen Füßen stehen und mein eigenes Leben aufbauen, mit den Erfahrungen die ich bisher gesammelt habe.
Aber für andere würde ich es empfehlen, auch wenn es bisweilen sehr hart ist und einen an seine eigenen Grenzen führt, hilft es doch sehr den Horizont zu erweitern."
Karla: "Ok vielen Dank für das Interview und viel Glück für die letzten Tage in Fidschi und einen guten Heimflug!"
Ich: "Danke und bis bald in Deutschland!"
Ich hoffe ich konnte so die wichtigsten Fragen etwas aufklären. Sicherlich habe ich noch einige vergessen, aber ich möchte nicht zu sehr langweilen :).
Abschliessend noch 2 Fotos die meinen Werdegang vielleicht am Besten wiedergeben. Ich habe bewusst bis jetzt darauf verzichtet sie zu veröffentlichen, um niemanden zu beunruhigen. Auf dem bin ich in der ersten Woche in Suva (Fettie!) und auf dem anderen 1 Tag bevor ich Galoa verlassen habe. Also 3 1/2 Monate alt, also keine Angst ich lebe ja noch ;).
Ansonsten bleibt mir nur sagen, auf ein baldiges Wiedersehen! In 1 Woche hat mich Deutschland wieder, dann wird sicherlich noch ein kleiner Abschlusseintrag folgen mit einem schönen Abschlussbild :)